Wir leben in widersprüchlichen Zeiten. Vereinsamung auf der einen Seite, Großevents auf der anderen. Frieden hier, Krieg dort. Ausgelassener Konsum neben bedrohlicher Armut. Die Ambivalenz ist ein grundlegendes Merkmal unseres modernen Lebens. Digitale Beschleunigung, vielseitige mediale Erzählungen und das Zerbrechen traditioneller Strukturen wie Kirche und Familie verstärken dieses Gefühl. Was ist? Was soll und was kann ich tun? Wohin gehen wir?
Die vielschichtigen Berichte der Medien halten uns diese Fragen vor Augen. Das zeigen die hier ausgestellten Arbeiten von Katja Wickert. Es handelt sich um Fotografien von Zeitungsausschnitten, auf denen sich Vorder- und Rückseite einer Zeitungsseite überlagern. Die Künstlerin bearbeitet das Papier mit Wachs, beleuchtet es von hinten, fotografiert es ab und vergrößert es. Dadurch werden die Überlagerungen sichtbar und die Bilder beginnen, ganz neue Geschichten zu erzählen. Die Ambivalenz des Weltgeschehens zeigt sich. Plötzlich sehen wir die großen Diskrepanzen zwischen Not und Überfluss, Krieg und Frieden, Gewinnstreben und Ausbeutung oder zwischen Sensationsgier und wirklicher Anteilnahme. Dabei verzichtet Katja Wickert auf digitale Nachbearbeitung.
Die analogen Bilder geben uns den Anstoß, uns der Frage zu stellen: Wie gehen wir mit den Widersprüchen um? Persönlich oder als Gesellschaft. Die Erhabenheit des Kirchenraums lädt uns dazu ein, innezuhalten und unser Denken und Fühlen zu fokussieren. Die geschützte Atmosphäre der Kirche gibt uns die Ruhe, uns diesen Ambivalenzen zu stellen. Eine Welt ohne Widersprüche kann und wird es nicht geben.
Ausstellungstitel: Gott und die Welt
Künstlerin: Katja Wickert
Ort: Kirche St. Heribert, Deutzer Freiheit
Wann: 9 bis 18 Uhr (außer zu Gottesdienstzeiten)